Wie prüfen Digital-Health-Start-ups ihre Idee auf die riskantesten Annahmen?

Welche Geschäftsidee hat Zukunft? Beim Testen von Start-up-Ideen mit kleinem Budget ist der erste Schritt, die richtigen Annahmen zu identifizieren und zu validieren. Dazu müssen Sie Ihre Zielgruppe verstehen, indem Sie sie anhand ihrer Bedürfnisse und Aufgaben in bestimmten Kontexten charakterisieren. Anschließend können Sie Ihre Annahmen mithilfe der Tipps in unserem Artikel über die Vorbereitung Ihrer Start-up-Idee für die Validierung auflisten und einordnen.

Verschaffen Sie sich Klarheit über das Potenzial Ihrer Healthcare-Idee und Ihr weiteres Vorgehen – durch eine aussagekräftige Kundenrecherche und Kundeninterviews.

Prüfen Sie zuerst die riskantesten Annahmen mit geringer Evidenz

Um die Hypothesen mit dem größten Risiko zu eliminieren, sollten Sie mit potenziellen Kund:innen sprechen und Marktforschung betreiben. Validieren bedeutet, Beweise für Ihre Annahmen zu finden. Beginnen Sie am besten in Ihrem Netzwerk und kontaktieren Sie die Menschen, die Sie bereits kennen: Familie, Freundeskreis und berufliche Kontakte, die Sie unterstützen wollen, (und deren Kontakte) bieten Inspiration und direktes Feedback aus verschiedenen Bereichen. Das hilft bei der Ideenfindung und spart gleichzeitig Geld.

SaaS-Dienste sind eine weitere kostengünstige Möglichkeit, um Interviewpartner:innen zu rekrutieren. Außerdem finden viele der Early-Stage-Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, Teilnehmer:innen für die Marktvalidierung in den eigenen Reihen – auch außerhalb der Gesundheitsbranche. Ein Google-Formular und einfache Google-, LinkedIn- oder Facebook-Anzeigen reichen aus, um die richtigen Personen zu erreichen, auszuwählen und Interviews oder Meetings zu vereinbaren.

Sprechen Sie mit Ihren (potenziellen) Kund:innen

Eine unvoreingenommene Kundenbefragung ist das A und O. Fragen Sie Ihre Gesprächspartner:innen nach ihren bisherigen Erfahrungen, ihren Bedürfnissen, den aktuellen Lösungen und Alternativen, die sie nutzen. Achten Sie bei den Antworten vor allem auf die Schmerzpunkte, denn so können Sie den eigentlichen Bedarf, Chancen zur Verbesserung und potenzielle Mehrwerte identifizieren.

Konzentrieren Sie sich auf die bisherigen Erfahrungen statt auf das, was Ihre Interviewpartner:innen sich für die Zukunft wünschen oder planen. Was-wäre-wenn-Fragen sind jedoch nicht zielführend: Das, was Menschen ankündigen zu tun, und das, was sie tatsächlich tun, sind oft zwei Paar Schuhe. Versuchen Sie genau zu verstehen, was sie bereits unternommen haben – und warum. Behalten Sie im Hinterkopf, dass sie Ihnen helfen wollen und daher wahrscheinlich versuchen werden, Ihnen die Antworten zu geben, die sie für nützlich halten. 

5–7 Interviews dürften ausreichen, um die größten Risiken zu entschärfen, Ihre Annahmen zu korrigieren und neue Fragen zu entwickeln. Ein Research Sprint dauert in der Regel 4–5 Tage – einschließlich der Zeit für die Rekrutierung, Auswahl und Planung der Interviews – und liefert eine Fülle wertvoller Erkenntnisse für Ihr Business.

Ergänzen Sie Interviews durch Desk Research

Desk Research – sprich Schreibtischforschung – in Online-Foren, Facebook-Gruppen und App-Store-Bewertungen kann die Ergebnisse von Kundeninterviews um zusätzliche Informationen anreichern. Online-Foren und -Gruppen, in denen über bestimmte Themen diskutiert wird, können Einblicke in die Probleme der Kund:innen und ihre aktuellen Lösungsansätze geben. Reddit ist eine weitere Option, liefert aber durch die Unterteilung in Subreddits und das Upvoting-System spezifischere Antworten.

Beachten Sie regulatorische und Compliance-Risiken

Start-ups im Gesundheitswesen haben oft spezifische Annahmen und Risiken in Bezug auf Regularien, Gesundheitsdienstleister, Versicherer und Kostenträger. Deren Klärung erfordert in der Regel eine separate Anfrage an einen Experten oder eine Expertin aus dem jeweiligen Fachgebiet der Gesundheitsbranche. Eine Fachkraft kann schnell einschätzen, welche Anforderungen im Hinblick auf Compliance, Zertifizierung oder klinische Studien erfüllt sein müssen, damit eine Healthcare-Lösung von Partnern und anderen Einrichtungen im Bereich digitale Gesundheit akzeptiert wird.

Strukturieren Sie Ihr Konzept mit einem Business Model Canvas

Last but not least lassen sich auch mit dem Business Model Canvas (BMC) und dem Value Proposition Canvas (VPC) Innovationen und Geschäftsideen identifizieren und ausarbeiten. Das BMC hilft zu verstehen, wie Ihr Start-up funktionieren kann, während das VPC Sie bei der Definition und Formulierung des Wertversprechens unterstützt. Beide Tools zusammen (VPC ist Teil des BMC) liefern einen umfassenden Überblick über Kundenbedürfnisse und Zielkundensegmente. Dieser Prozess ist übrigens iterativ: Je weiter Sie mit dem BMC voranschreiten, desto mehr Annahmen und Risiken werden Sie entdecken, die validiert werden müssen.

Nach den Interviews verfügen Sie über genügend Informationen, um die zuvor erstellten Proto-Personas zu vollständigen Personas weiterzuentwickeln. Die neuen Personas erleichtern sowohl das weitere Testen der Start-up-Idee als auch das Produktdesign, die Produktentwicklung und die Go-to-Market-Strategie für die Planung eines erfolgreichen Markteintritts.

Wie geht es weiter mit Ihrem Digital-Health-Start-up?

Glückwunsch! Damit haben Sie wichtige Schritte unternommen, um Ihre Idee auch mit kleinem Startkapital zu verwirklichen. Mit der richtigen Strategie und Vorgehensweise erhalten Sie wertvolle Einblicke in die Kundenbedürfnisse und verwerfen riskante Annahmen, bevor Sie in die Entwicklung investieren. Für diesen Validierungsprozess müssen Sie keinen Businessplan schreiben. Es reicht, wenn Sie Ihre Hypothese geschickt strukturieren, Ihre Zielgruppe ermitteln und diesen speziellen Markt genauer untersuchen, um Beweise und Erkenntnisse zu gewinnen.

Prototyp erstellen und testen, testen, testen!

Und danach? Der nächste Schritt besteht darin, Prototypen als Lösungsansätze zu erstellen und diese mit Ihren Kund:innen zu testen. Experimentieren Sie mit Prototyping-Modellen wie Paper- und Low-Fidelity-Prototypen, um iterativ Änderungen vorzunehmen. Kostenlose Design-Tools, Kundenbefragungen und A/B-Testing-Tools unterstützen Sie bei der Entscheidungsfindung. Bitten Sie ruhig auch Expert:innen aus der Branche um Rat. Sie können wertvolle Hinweise geben und sind meist offener, als viele Gründer:innen es erwarten.

Am wichtigsten ist aber, dass Sie das Gelernte so schnell wie möglich in die Tat umsetzen, um Ihr Digital-Health-Produkt vom Proof of Concept bis zum erfolgreichen Markteintritt zu bringen. Sprechen Sie mit Ihren Kund:innen über ihre Herausforderungen und finden Sie heraus, welche Geschäftsidee Zukunft hat. Viel Erfolg!

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